Donnerstag, 5. Juli 2007

In Memoriam Aja Addy

In diesem Monat jährt sich der Todestag eines meiner wichtigsten Lehrer und späteren Dozenten-Kollegen am Tanzhaus NRW / Die Werkstatt e.V., des Masterdrummers Joseph Kpani "Aja" Addy (1948 - 2002) aus Ghana, zum fünften Mal. Er starb im Sommer 2002 plötzlich und unerwartet auf einer Konzertreise in Japan.

Aja war ein großartiger Trommler, einer der besten, die ich je gehört habe. Durch seine zahlreichen Konzerte und seine langjährige Unterrichtstätigkeit hat er etliche Trommler entscheidend geprägt. Auch ich verdanke ihm sehr viel!

Alle meine erwachsenen Schüler kennen seine typischen Sprüche wie "It´s easy, you have to listen to the bell!", "It´s coming, will be better next week!" oder "You have to follow the timing!", die ich immer mal wieder in meinen Kursen und Workshops zitiere. Auch "Knoblauch - - oder so" als sprachliche Umsetzung des Schlußpatterns von "Fume Fume" oder "Wuppertal-Elberfeld" als Zählweise für 6/8-Rhythmen werden mir wohl immer im Gedächtnis bleiben, und "If you practise all the time you´ll get it!" ist eine Lebensweisheit, die sich nicht nur auf das Trommeln beschränkt...

Was war ich stolz und aufgeregt, als ich ca. 1983, noch ziemlich am Anfang meiner "Trommler-Laufbahn", bei einer Feier im Trommelkeller der alten "Werkstatt" in der Düsseldorfer Börnestrasse für Aja eine Glockenstimme zu Kpanlogo spielen durfte!

Mit der Percussion-Formation "Mohei" sind wir dann 1988 als Vorgruppe bei einem Konzert von Aja aufgetreten.

Als ich mit meiner eigenen Percussion-Band "Ngoma" anläßlich der Frauenmesse "TOP 93" ein Konzert in der "Werkstatt" gespielt habe, hat Aja es sich nicht nehmen lassen, in der ersten Reihe zu sitzen, was mein Lampenfieber nicht gerade reduziert hat, aber als er nach dem Konzert zu mir kam und "Good work!" sagte, war ich sehr froh darüber. Vor dem Konzert, als wir noch mit dem Sound-Check und der Beleuchtungsprobe beschäftigt waren, hatte Aja eines seiner Band-Mitglieder zu mir geschickt und fragen lassen, ob wir für den Auftritt genug gute Trommeln hätten oder ob er uns noch Trommeln leihen solle. So ein Kollege war Aja!

Seit seinem Tod habe ich nie wieder die Dzigbo-Masterpatterns (das Erste, was ich damals bei ihm gelernt habe) gespielt - egal ob bei einem Auftritt oder im Unterricht mit meinen Schülern - ohne dabei Ajas zu gedenken.

Was Aja immer betont hat: Zum Trommeln gehört neben Power auch Geduld! Diese Erkenntnis und Überzeugung, die ich nur bestätigen kann, kam auch im Titel einer seiner CDs ("Power and Patience", ebenso hörenswert wie "The Medicine Man" und besonders "Live Refreshment") zum Ausdruck so wie im Namen einer seiner Bands ("Aja Addy & Tsui Anaa"). "They don´t have the patience to learn everything properly!" hat Aja einmal bei mir über einige seiner Schüler geklagt.

Typisch afrikanisch war auch Aja´s Einstellung zum Notieren von Musik. Wenn ich mir während meiner Privatstunden bei ihm die gelernten Rhythmen notierte, pflegte er lachend zu sagen: "Paper music! If somebody comes and takes the paper away you don´t know what to play!" Der Gedanke, Musik aufzuschreiben, war für ihn, der mit dem Trommeln aufgewachsen war und natürlich alle Rhythmen im Kopf und in den Händen hatte, belustigend.

Im Tanzhaus NRW gab es Anfang Oktober 2002 (nach Ajas Beisetzung in Ghana) eine würdige Trauerfeier für Aja, auf der Freunde, Weggefährten, Kollegen und Schüler seiner gedacht haben. Einige Trommler erzählten von ihren Erinnerungen an Aja. Mir fiel damals eine typische Anekdote ein: Eine meiner Trommeln musste neu bespannt werden und Aja hatte aus Ghana ein passendes Antilopenfell mitgebracht, aber er hatte keine Schnur. Also bot ich ihm an, Schnur zu besorgen und fragte, wieviel er denn brauche, worauf Aja seinen Blick über den Holzboden des Trommelkellers schweifen ließ und meinte: "Three times this room!"

Am Weg vom Foyer des Tanzhauses zum Bühnenraum, der an diesem Abend zum letzten Mal für Aja reserviert war, standen Aja´s Trommeln und auf der Bühne konnte jeder allein an einem Tisch mit einem Foto von Aja und einem Kondolenzbuch darauf ganz individuell Abschied nehmen.

"Die Gerechten aller Völker haben Anteil an der kommenden Welt (Talmud, Sanhedrin 105a) - Thank you so much, Aja!" habe ich damals ins Kondolenzbuch geschrieben.

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