Mit Befremden habe ich die neuesten Verlautbarungen aus Rom zur Kenntnis genommen, nach denen die Evangelische Kirche keine "Kirche im eigentlichen Sinne" ist! Der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Huber, sieht darin m.E. zu Recht eine "Belastung der Ökumene".
Ich selbst habe meine persönlichen Erfahrungen mit Ökumene oft so zusammengefasst: "An der Basis funktioniert Ökumene meist recht gut, aber ab Köln aufwärts wird es schwierig!"
Eine meiner positiven Erfahrungen mit ökumenischer Kooperation stammt aus meiner beruflichen Tätigkeit. Lange Jahre habe ich an einer Schule für Geistigbehinderte Trommelunterricht gegeben. Daraus ist auch eine schuleigene Percussion-Band (die "Lohbach Drummers", an die ich immer noch gern zurückdenke) entstanden, mit der ich regelmässig in den ökumenischen Schulgottesdiensten die Liedbegleitung übernommen habe. Dadurch wurde ich auch in die Gruppe eingebunden, die sich mit der Vorbereitung der Gottesdienste befasste. Ihr gehörten neben dem Diakon, der für die Seelsorge an geistig Behinderten zuständig war, die Religionslehrer, unter denen es niemanden mit der Vocation für Evangelische Religionslehre gab, und andere interessierte Kolleginnen an. (Also habe ich - bis später der neue Pfarrer der evangelischen Nachbargemeinde dazustieß - allein das "Fähnlein der Protestanten" in diesem Gremium aufrechterhalten.) Diese Zusammenarbeit hat immer bestens funktioniert.
Ich erinnere mich noch an einen Wintertag, an dem wir im damaligen Servitinnenkloster zusammensaßen und gemeinsam überlegten, wie wir unsere Schulgottesdienste für die uns anvertrauten SchülerInnen besser gestalten könnten, während es draußen schneite und der Wald sich langsam weiß färbte.
Wir waren uns darüber im klaren, dass wir nur im Konsensbereich arbeiten konnten, und wir alle waren ehrlich bestrebt, die Gemeinsamkeiten zu sehen und nicht das Trennende!
Aber leider scheint das, was an der Basis beinahe selbstverständlich möglich ist, höherenorts nicht möglich zu sein! Die Landesbischöfin Käßmann meinte, es sei ein "Trauerspiel, das ökumenische Pflänzchen so austrocknen zu lassen". Dem ist zuzustimmen.
Auch kann man sich fragen, warum die Katholische Kirche es nötig zu haben glaubt, sich über alle anderen christlichen Kirchen erhaben zu wähnen...
Sollte die Katholische Kirche als Ziel des ökumenischen Dialogs die Anerkennung des Dogmas der Unfehlbarkeit des Papstes durch nicht-katholische Christen sehen, müsste man sagen: "Träumen Sie weiter, Herr Ratzinger!"
Donnerstag, 12. Juli 2007
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1 Kommentar:
Ich bin katholisch. Ich bin katholisch aufgewachsen und erzogen. Ich fühle mich in der katholischen Liturgie zuhause.
Aber das ist nur die eine Seite. Ich glaube, dass Gott unfassbar groß und gewaltig ist. Wie kann ich da, als normaler Sterblicher denken, dass ich allein (oder die Kirche, in der ich Mitglied bin) weiß, was Gott ist und wie man ihm "richtig" dient? Ich bin davon überzeugt, dass Wahrheit auch in anderen Religionen liegt.
Die katholische Kirche ist NICHT unfehlbar. Wenn ich an Zwangstaufen während der Verschiffung von Afrikanern als Sklaven denke, an die Missionierung z. B. in China oder an die Hexenverbrennungen und die Inquisition, dann schäme ich mich.
Schon in der Urkirche gab es unterschiedliche Meinungen - durch Konzile mit harten Auseinandersetzung bildete sich im Laufe der Geschichte die katholische Kirche. Daneben hat es immer auch andere Kirchen gegeben, z. B. die äthiopische, die griechisch-orthodoxe und auch die lutheranische.
Definitiv: Es gibt neben der katholischen noch andere, selbstverständlich vollwertige, gleichwertige Kirchen.
Ich finde es anmaßend, wenn jetzt aus Rom zu hören ist, dass nur die katholische Kirche eine Kirche ist. Ich stehe als Katholikin in keiner Weise hinter dieser Aussage.
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