Als Frauchen am Mittwoch von der Arbeit kam und aus dem Bus stieg, war sie ganz überrascht, plötzlich die laute Musik eines Platzkonzertes zu hören. Um diese Uhrzeit sind in unserem "Dorf" sonst längst die Bürgersteige hochgeklappt. Als Frauchen dann auch noch bunte Wimpelketten über der Straße sah, kam ihr der Gedanke, dass das Schützenfest unmittelbar bevorstehen müsse. Sie konnte gar nicht glauben, dass schon wieder drei Jahre vergangen sind!
Und so hat mein Frauchen gestern mit mir eine hammerharte Trainingseinheit für ängstliche Hunde absolviert: Wir waren beim "Ökumenischen Feldgottesdienst" vom Schützenfest! Schon unterwegs konnten wir die Musik hören und je näher wir kamen, desto lauter dröhnten die Trommeln. Diese Musik hat Frauchen als Kind angezogen und wenn das große Schützenfest in Düsseldorf war, hat Frauchen mit anderen Kindern "Schützenzug" gespielt und ist mit einer alten Waschpulvertrommel (damals gab es noch keine "Kompakt-Waschmittel") und zwei Kochlöffeln losgezogen...
Da mir die Musik viel zu laut war und ich ängstlich meine Rute eingeklemmt habe, hat sich Frauchen mit mir in gebührendem Abstand vom Geschehen gehalten. Für den Gottesdienst haben wir uns ein Plätzchen auf einer Bank im Schatten gesucht, die etwas abseits stand. Während des Gottesdienstes war die Musik auch nicht so laut und ich konnte entspannt neben der Bank liegen und dösen. Ich habe mir nur einen Satz gemerkt: "Herr, Du hilfst Menschen und Tieren." (Ps. 36 V.7) Als der Gottesdienst vorbei war, wollte Frauchen erst die Schützen abziehen lassen, ehe sie sich mit mir auf den Weg machte, aber das erwies sich als Fehler, denn was Frauchen nicht wusste: Vor dem Verlassen des Kirchplatzes versammelten sich die Kompanien, um der seit dem letzten Schützenfest vor drei Jahren verstorbenen Mitglieder zu gedenken. Frauchen hat an meinen Vorgänger Ben gedacht, der hier noch vom letzten Schützenfest berichtet hat. Als dann aber beim Klang von "Ich hatt´einen Kameraden" der erste Salutschuss ertönte, habe ich am ganzen Leib gezittert! Frauchen hat auch einen Schrecken bekommen und war froh, dass es nur drei und nicht einundzwanzig Salutschüsse waren.
Als die Schützen dann abzogen, bin ich erstmal einige Schritte rückwärts marschiert und habe mich anschließend kräftig geschüttelt, aber als wir kurz darauf durch die Grünanlage nach Hause spaziert sind, habe ich meine Rute schon wieder waagerecht getragen, wie es dem Retriever-Anteil in meinen Genen entspricht.
Bei unserem heutigen Nachmittagsspaziergang zog dann der Festzug durch die Straßen. Überall laute Musik, Kutschen, Pferde und so viele Menschen auf den Straßen wie sonst nie hier im "Dorf". Von der Wiese aus haben wir uns das Spektakel angesehen. So ganz geheuer war mir das nicht, aber dicht neben Frauchen habe ich es brav über mich ergehen lassen. Als wir dann heimwärts gingen, sah mich ein kleines Mädchen und sagte: "Ist das ein süßer Hund, gehört der auch zu der Parade?" Nein, ich gehöre ganz sicher nicht dazu und bin froh, dass das nächste Schützenfest hier erst in drei Jahren stattfindet!
Sonntag, 5. September 2010
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